Impressionen des Vereinsjahrs 2023

23. Tag der Stadtgeschichte
Abseits der Norm: Widerstand oder Kriminalität in der Stadtgesellschaft Halles?

Die Frage nach der Grenze bzw. dem Widerspruch zwischen legitimen Widerstand oder gar innovativen Grenzüberschreitungen und der Wahrnehmung oder Zuschreibung solcher Handlungen als Kriminalität haben eine lange Tradition in der historischen Kriminalitätsforschung. Besonders in den 1990er Jahren stand die Entdeckung von Kriminalakten zur Analyse eines weitgefächerten Themenrepertoires zur Geschichte des „Kleinen Mannes“, vieler Neuentdeckungen der Frauen- und Geschlechtergeschichte und zahlreicher Erzählungen über den Alltag im Mittelpunkt. Solche Forschungen besaßen ein hohes Innovationspotential für die Geschichtsforschung. Heute dominieren True Crime Podcasts und Public History-Dokumentationen das Feld der Erzählung über das Verbrechen, die sich in der Öffentlichkeit großer Beliebtheit erfreuen. Seltener wird über den sozialrebellischen oder sozialinnovativen Charakter des „Widerstands“ reflektiert, der gesellschaftliche Veränderungen ermöglichte oder erzwang.

Tag der Stadtgeschichte Halle Tag der Stadtgeschichte Halle Tag der Stadtgeschichte Halle

Tag der Stadtgeschichte Halle Tag der Stadtgeschichte Halle Tag der Stadtgeschichte Halle

Tag der Stadtgeschichte Halle

Fotos: Eddie Peter

Tag Stadtgeschichte 2023 Tag Stadtgeschichte 2023

Der Fotograf Fritz Möller und sein Werk

Der Fotograf Fritz Möller und sein Werk im Halle des ausgehenden 19. Jahrhunderts im Übergang zum 20. Jahrhundert – eine Zusammenschau anlässlich des 100. Todestages des Fotografen 

Ralf Jacob, M.A.

Vortrag Fritz Möller Vortrag Fritz Möller Vortrag Fritz Möller Vortrag Fritz Möller

Fotos: Eddie Peter

Buchvorstellung - Das Klavier am Kran

Das Fernsehstudio Halle 1963–1991

Das Fernsehstudio Halle gehört mit seinen Produktionen unbestritten zur Mediengeschichte der Stadt.

Vortrag: Fernsehstudio Halle Vortrag: Fernsehstudio Halle Lesung: Klavier am Kran Plakat Klavier am Kran

Fotos: Eddie Peter

Burgenbauer – Klostergründer – Attentäter? Ludwig der Springer (gest. 1123) und der Aufstieg der Ludowinger

Im Jahr 1123, vor 900 Jahren, starb Ludwig der Springer in dem von ihm gegründeten Kloster Reinhardsbrunn in Thüringen. Zusammen mit seiner Ehefrau Adelheid von Stade schuf er die Grundlage für die überaus einflussreiche Position seiner Familie in Mitteldeutschland bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts. Der Erbauer der Wartburg bei Eisenach erhielt seinen Beinamen in der spätmittelalterlichen Geschichtsschreibung, weil er angeblich durch einen spektakulären Sprung von der Burg Giebichenstein in die Saale der kaiserlichen Gefangenschaft entfloh. Der Vortrag beleuchtete die Geschichte Ludwigs, sein Wirken in der Saale-Unstrut-Region und seine Rolle als Dynastiegründer der späteren Landgrafen von Thüringen.

Vortrag: Ludwig der Springer Vortrag: Ludwig der Springer Vortrag: Ludwig der Springer

Fotos: Eddie Peter

Turnvater Jahn – Ambivalenzen eines deutschen Nationalisten

Im Sommer 1799 hielt sich der hallische Theologiestudent Friedrich Ludwig Jahn, der als „Turnvater“ später zu den Gründungsfiguren der deutschnationalen Bewegung gehören würde, in einer Höhle am Saaleufer versteckt. Hier verfasste er sein erstes Pamphlet, in dem er seine Mitstudenten zum Patriotismus aufrief und für das er der Universität verwiesen wurde. Später sollte sich der Mythos etablieren, Jahn habe sich in der Höhle vor den napoleonischen Truppen verborgen. Doch eigentlich waren es seine Mitstudenten aus Halle, vor denen er flüchten musste. Eine Auseinandersetzung mit dem Studentenleben an der damaligen Friedrichs-Universität verweist daher auch auf die Ambivalenzen des deutschen Nationalismus in dieser entscheidenden Phase seiner Entstehung.

Vortrag Turnvater Jahn

Foto: Klaus Krüger

Impulsvorträge und Diskussion
Das Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation in Halle und das Landesthema Industriekultur.

In den Prozess zur Ausgestaltung des Zukunftszentrums für Deutsche Einheit und Europäische Transformation in Halle sowie des kulturpolitischen Landesthemas Industriekultur möchte sich der Verein für hallische Stadtgeschichte aktiv einbringen. Um sich zu vernetzen, eigene Themen- und Arbeitsschwerpunkte auszuloten und eigene Formate anzubieten, möchte der Verein mit Expertinnen und Experten ins Gespräch kommen. Die Impulsvorträge informierten über die Ziele der Projekte Zukunftszentrum bzw. Landesthema Industriekultur. Mit dem Fokus auf die Kompetenzen des Stadtgeschichtsvereins (Forschen, Vernetzen, Vermitteln von Stadtgeschichte) waren die Teilnehmenden zur Diskussion über Kooperations- und Partizipationsmöglichkeiten eingeladen.

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Die Internationale Friedensfahrt und Halle. Ein kleiner Giro in zwei Etappen

Der erste Start der Internationalen Friedensfahrt jährte sich 2023 zum 75. Mal. Die „Tour de France des Ostens“ war nach ihrem Debut von 1948 jahrzehntelang das bedeutendste Radsport-Etappenrennen für Amateure weltweit und ist bis heute ein emotionaler Erinnerungsort des Sports für zahlreiche Menschen besonders in Deutschland, Polen und Tschechien. Aus diesem Anlass widmete sich ein Vortrag ihrer Geschichte, dies auch mit Blick auf Halle als vielfachem Etappenort. Anschließend erkundete eine kleine Lesung das Faszinosum Radsport ‚auf den Straßen‘ der Literatur.

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Friedensfahrt

Fotos: Andrea Thiele

Verwurzelungen. Sarah Kirsch (wieder) lesen

Die 1935 geborene Dichterin Sarah Kirsch, deren Todestag sich im Mai 2023 zum 10. Mal jährte, verbrachte ihre Studienzeit in Halle und begann hier in einem von Gerhard Wolf geleiteten Literaturzirkel zu schreiben. In ihren Texten spielen hallesche Motive, Orte und Landschaften wie der Stadtgottesacker, Reichardts Garten oder die Klausberge auch später eine Rolle. Kirschs Leben und Werk widmete sich ein zweitägiges Symposium im Literaturhaus. Am Abend des 4. Mai fand unter dem Titel „Leben wie ein Gedicht“ eine literarische Stadtführung auf Sarah Kirschs Spuren im Bereich des Giebichensteins statt.

4. Mai: Literarische Stadtführung auf Sarah Kirschs Spuren im Rahmen der Tagung "Verwurzelungen. Sarah Kirsch (wieder) lesen" - Internationales Symposium des Germanistischen Instituts der MLU Halle-Wittenberg in Kooperation mit dem Verein für hallische Stadtgeschichte. Konzeption und Leitung Dr. Jana Kittelmann, Prof. Dr. Stefan Pabst und Mike Rottmann.

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Fotos: Andrea Thiele