Band 16 - Forschungen zur hallischen Stadtgeschichte

Residenz auf Abruf?

Hof- und Stadtgesellschaft in Halle (Saale) unter dem letzten Administrator des Erzstifts Magdeburg, August von Sachsen (1614–1680)

Die 1638 beginnende Regierung des letzten Administrators des Erzstifts Magdeburg und Be­grün­ders des Sekundogeniturherzogtums Sachsen-Weißenfels, August von Sachsen (1614–1680), in Halle stand unter den Vorzeichen einer „Residenz auf Abruf“: Der Westfälische Frie­den hatte festgelegt, dass er das Territorium bis zu seinem Tode regieren dürfe. Nach Augusts Ab­leben fiel es dann tatsächlich an Brandenburg-Preußen in Gestalt des Großen Kurfürsten Fried­rich Wilhelm I.

Die Studie zeichnet die vier Jahrzehnte des Wettiners in Halle unter dem besonderen Aspekt des Verhältnisses von Hof- und Stadtgesellschaft nach, womit sie aktuelle Ansätze der Städte-, Hof- und Residenzenforschung verbindet. Sie erläutert die Folgen des Dreißig­jährigen Krieges und das darauf bezogene Regierungshandeln des Fürsten, die Besetzung und Struktur des Hofstaats und der Behörden, die Topographie der Residenzstadt sowie Wech­sel­wir­kungen zwischen höfischer und bürgerlicher Sphäre. Obwohl innen- und außenpolitische Spiel­räume durch die skizzierte Anwartschaft sehr eingeschränkt waren, was Halle ty­po­logisch als Beispiel einer „endenden“ Residenz interessant macht, wird deutlich, in welchem Maße es unter August von Sachsen als Teil des Netzwerks der thüringischen und sächsischen Re­sidenzen fungierte.

Andrea Thiele

Halle 2011 mdv,
Format DIN A5, ca. 560 S., Festeinband
ISBN 978-3-89812-735-6
36,00 EUR

Inhalt

  1. Einleitung
    1. Die Zeit des letzten Administrators unter den Vorzeichen preußischer Geschichtsschreibung
    2. Fragen der Untersuchung
    3. Tendenzen der Forschung
    4. Quellenbestände
    5. Halle als Gegenstand stadtgeschichtlicher Forschung
  2. Geistliches Territorium und dynastische Interessen
    1. Das Verhältnis Halles zu den Bischöfen und Administratoren des Erzstifts Magdeburg nach 1541
    2. Das Ringen um das Erzstift während des Dreißigjährigen Krieges und die Wahlkapitulation mit dem Domkapitel
    3. Dynastischer Hintergrund des Administrators August von Sachsen
    4. Amtseinführung vom 17. bis 19. Oktober 1638 in Halle
    5. Die Eventualhuldigung an den Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg im Jahre 1650
    6. Brandenburg-Preußen: In Erwartung des zukünftigen Herzogtums Magdeburg
    7. Fürstliche Verordnungstätigkeit für das Erzstift und die Stadt
  3. Situation der Stadt nach dem Krieg und Maßnahmen des Landesherrn
    1. Handlungsbedarf in Folge der Auswirkungen des Krieges
    2. Die Bekämpfung der städtischen Schulden durch die Administrationsverfassung von 1643
    3. Landesherrlicher Umgang mit dem Salz
    4. Enge Verbindung in religiöser Hinsicht
    5. Landesherrliches Kirchenregiment – Kirchenvisitationen in Halle
    6. Visitationen der Schulen
    7. Die Entstehung des Stadtrichteramts
    8. Aufriss der Sozialstruktur Halles im 17. Jahrhundert
  4. Topographie und Rechtsräume der Residenzstadt
    1. Stadtviertel, Pfarrgemeinden und Vorstädte
    2. Übersicht über die Residenzenbezirke – Residenzenbildung in Halle unter Ernst von Sachsen und Albrecht von Brandenburg
    3. Residenzenbezirk I: Residenz, Dom und Dombezirk
    4. Residenzenbezirk II: Die Moritzburg und ihre Schlossfreiheit
    5. Landesherrliche Gebäude außerhalb der Residenzenbezirke
    6. Gärten und Gartenhäuser der fürstlichen Residenz
    7. „Freyheiten“ und städtisches Weichbild
  5. Fürstliche Familie und die Spielarten höfischen Lebens
    1. Der Fürst und die fürstliche Familie
    2. Dynastische Netzwerke, Reisen und Gesandte
    3. Hofkultur: Fruchtbringende Gesellschaft und Musikpflege
    4. Die Feier dynastischer Ereignisse
    5. Die barocke Ausstattung und die Nutzung des Doms als Hofkirche
  6. Hoforganisation und Hofstaat
    1. Hoforganisation
    2. Das Hofpersonal und seine Beziehungen zur Residenzstadt
    3. Personal für Marstall, Forst und Jagd
    4. Sekretäre des Hofes
    5. Hofprediger
    6. Hofmeister und Informatoren der fürstlichen Kinder
    7. Die gehobenen Hofämter und der Hofadel
    8. Truppen des Erzstifts und die Leibgarde
  7. Landesherrliche Behörden
    1. Die erzstiftische Kanzlei und die Kanzler
    2. Räte der Regierung des Erzstifts Magdeburg
    3. Subalterne Kanzleiangehörige
    4. Die Kammer des Erzstifts und ihr Personal
    5. Die fürstlich-erbländische Kanzlei und Kammer in Halle
    6. Der fürstlich-magdeburgische Schöppenstuhl – Amtsträger und städtische Elite
  8. Wechselbeziehungen zwischen Stadt und Residenz
    1. Die Residenzstadt im Spiegel des Bürgerbuches
    2. Verflechtung, Verschränkung und Heiratskreise nach den Kirchenbüchern
    3. Die Residenzstadt im Spiegel der Grundsteuer- und Hausbesitzerlisten
    4. Die Residenz als Wirtschaftsfaktor in der Stadt
    5. Hofangehörige als Vermieter, Gewerbetreibende und Händler
    6. Getrennt und gemeinsam: Feste und Jubiläen in der Residenzstadt
    7. Präzedenz- und Rangfragen und die Umsetzung der Kleiderordnung
    8. 8.8. Grenzüberschreitungen und Konflikte
  9. Ausblick und Auswertung
    1. Perspektiven: Halle zwischen 1680 und 1694
    2. Auswirkungen des Regierungswechsels
    3. Zusammenfassung und Fazit

Anhänge und Verzeichnisse

  • Anmerkungen
  • Anhang: Amtsträgerprosopographie
  • Verzeichnisse

Rezensionen